Mehrheit: Wer ist dafür?
– das Abstimmen per Mehrheit kennt jede*r
Fast jede Demokratie nutzt die Entscheidung durch die Mehrheit. Man verwendet sie auch oft im Alltag. Bei Mehrheitsentscheidung stehen mindestens zwei Möglichkeiten (Alternativen) zur Auswahl. Die Abstimmenden entscheiden, welche Alternative jede*r favorisiert. In der Regel wird per Handzeichen abgestimmt. Geheim wird meistens dann abgestimmt, sobald sich einer oder mehrere mit einer offenen Abstimmung nicht wohl fühlen z.B. bei Personenwahlen.
Typisch für die Mehrheitswahl ist es, dass man sich darauf konzentriert, welcher Vorschlag gewinnen soll und sich entsprechend bemüht andere zu übrzeugen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass laute, dominierende und selbstbewusste Redner*innen den Entscheidungsprozess bestimmen. Leise Stimmen werden kaum wahrgenommen und gehen im Wettstreit des Gewinnens meistens unter. Im Abstimmungsergebnis sind sie schließlich gar nicht mehr repräsentiert, denn nur die Mehrheit zählt beim Mehrheitsentscheid.
Die Definition von Mehrheit kann sehr unterschiedlich sein:
- Die relative oder einfache Mehrheit beschreibt einfach, wer die meisten Stimmen erhalten hat. Eine übliche Abstimmung im Alltag z.B. Wer ist dafür, dass wir Pizzaessen gehen?
- Die absolute Mehrheit ist erreicht, wenn 1 Stimme mehr als die Hälfte i.e. 51% erreicht wurde. Diese Form der Mehrheit findet man oft bei formalisierten Wahlen z.B. Vereinsvorstandswahlen etc.
- Zweidrittel oder 5/7 Mehrheiten beschreiben eine vorher festgelegte Marke des Verhältnisses vom Stimmenanteil zur Gesamtzahl der Stimmen, die erreicht werden muss, um zu gewinnen. Diese Art der Mehrheitsdefinition wird gerne bei wichtigen Entscheidungen z.B. Änderungen von Vorschriften verwendet, um eine Zustimmung von mehr als 50% sicher zu stellen.
Vorteile des Mehrheitsentscheids:
- relativ einfach
- schnell
- viele können eingebunden werden und fühlen sich damit auch an der Entscheidung beteiligt.
- Jeder darf mitmachen.
- Die Mehrheitsentscheidung gilt als eine gerechte Entscheidungsform, wenn sie auch die schlechteste der demokratischen Entscheidungsformen ist (laut Betzavta).
Nachteile des Mehrheitsentscheids:
- Am Ende gilt nur die Meinung der Mehrheit.
- Die Minderheit muss sich dem Willen der Mehrheit beugen.
- Die Bedürfnisse der Minderheit werden nicht immer berücksichtigt. Die Entscheidung spiegelt deshalb nicht immer die für alle beste Lösung wieder, sondern nur die Lösung der Mehrheit der Anwesenden
- Kreative Lösungen fallen oft weg, weil die Energie ins Überzeugen fließt und nicht in einen Aushandlungsprozess, der Alternativen bereit halten kann, die im ersten Moment nicht wahrgenommen wurden.
- Diese Entscheidungsform verlangt Mut und Redegeschick, weil diejenigen, die eine Meinung vorbringen, sich trauen muss vor einer Gruppe ihre Meinung/Idee überzeugend zu vertreten. Es geht also vor allem ums Überzeugen und nicht um das Suchen von Alternativen.
So spielst Du den Mehrheitsentscheid bei QUARARO
Halte eine Flipchart/Moderationskarten, einen Stift und die grünen Abstimmungskarten bereit. Achte auf genügend Platz hinter den notierten Vorschlägen
- Alle Teilnehmenden erhalten eine grüne Abstimmungskarten
- Jede*r Teilnehmende*r überlegt sich im Stillen eine Lösung.
- Wer eine Meinung vorschlagen möchte, meldet sich und trägt den Vorschlag vor.
- Jeder Vorschlag wird von der Spielleitung für alle sichtbar notiert. Verständnisfragen sind jederzeit möglich.
- Es wird nun abgestimmt. Man hebt die grüne Karte, wenn der entsprechende Vorschlag, den man gut findet, genannt wird. Jede*r darf nur einmal mit der grünen Karte abstimmen.
- Die Anzahl der grünen Karten je Vorschlag wird gezählt und aufgeschrieben. Gelbe und rote Karten werden nicht berücksichtigt.
- Die Spielleitung verkündet das Ergebnis der einfachen Mehrheit.
Reflexion:
- Wie geht es der Mehrheit?
- Habt Ihr wahrgenommen, wer dagegen war?
- Wie geht es der Minderheit? Werdet Ihr Euch an die Entscheidung halten?
- Hat sich die Minderheit getraut, für ihre Werte einzustehen, eine Rede zu halten, um die Mehrheit zu überzeugen? Warum ist das wichtig?
- Wie fühlte es sich an, Redner zu sein? Habt Ihr Euch getraut, Euch zu melden?